Besser kauen statt quetschen

Kein Kind ohne „Quetschie“ – Fruchtmus aus dem Quetschbeutel kommt bei Kindern und Eltern richtig gut an. Der Markt für das pürierte Obst in knallbunten Verpackungen ist innerhalb kürzester Zeit riesig geworden. Inwiefern Fruchtpürees aus Quetschbeuteln ein Risiko für die Zahngesundheit darstellen, hat die Deutsche Gesellschaft für Kinder-zahnheilkunde (DGKiZ) jetzt recherchiert.

 

Wie steht nun die Zahnmedizin zu der Thematik?

Für die zahnärztliche Beurteilung der Quetschbeutel-Fruchtpürees sind verschiedene Aspekte von Bedeutung. Neben dem Zuckergehalt und der Säure ist auch der Aufnahmemodus von Interesse. Durch die Aufnahme über ein rohrförmiges Mundstück tritt das Fruchtmus in erster Linie am Gaumen in die Mundhöhle aus. Bevorzugt sind also die Oberkiefer-Frontzähne dem Kontakt mit dem Brei ausgesetzt. Immerhin ist gut dokumentiert, dass die Aufnahme gesüßter Getränke aus Saugern wesentlich zur Saugerflaschen-Karies beiträgt. Der ähnliche Aufnahmemodus aus den Quetschbeuteln kann in gleicher Weise zu einer gegebenenfalls länger andauernden Umspülung, insbesondere der Oberkiefer-Frontzähne, mit einer zuckerhaltigen und zugleich auch sauren Masse führen. Es ist zu befürchten, dass dadurch ähnliche Schäden wie bei der Saugerflaschenkaries entstehen können.

 

Dies wird insbesondere bei häufigem Konsum von Fruchtbrei aus Quetschbeuteln der Fall sein, oder wenn dieser beim Kleinkind gar während des Einschlafens in der Mundhöhle verbleibt. Dieses Gefährdungspotenzial ist unstrittig, und entsprechend warnen auch die Hersteller auf den Produkten.

 

 

Ob Fruchtpüree, Fruchtmus, Quetschmus, Obstbrei aus dem Quetschbeutel oder kurz auch nur „Quetschie“ – für die von einer Reihe unterschiedlicher Hersteller angebotenen Produkte sind verschiedene Begriffe kreiert worden. Die Produkte werden insbesondere für Kinder angepriesen, da sie einfach zu transportieren sind und der Inhalt ohne weitere Hilfsmittel und ohne Verschütten entnommen werden kann.

 

 

von Ulrich Schiffner

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Hoher Fruchtzuckeranteil erhöht Kariesrisiko

 

Die Fruchtpürees enthalten zumindest den natürlichen Zuckeranteil der in ihnen verwendeten Früchte. In der Tabelle ist der in einer Reihe von Früchten enthaltene Zuckeranteil wiedergegeben. Die hauptsächlich in den Fruchtpüree-Produkten verwendeten Obstsorten Äpfel, Bananen und Birnen, enthalten 13, 17 beziehungs-weise 10 Prozent Zucker. Es wird aber auch darauf hingewiesen, dass einzelne Produkte über den natürlichen Zuckergehalt hinausgehend mit Fruktose gesüßt sein können, und dass ständiges Nuckeln am Saugbeutel bei regel-mäßigem Verzehr zu Karies führen könne.

Mit dem hohen Zuckeranteil der Produkte ist ein Kariesrisiko verbunden.

 

Gefährdungspotenzial durch Erosionen

 

Neben der Karies, die bei Klein- und Vorschul-kindern immer noch eine nicht gelöste Heraus-forderung darstellt, sind in den vergangenen Jahren vermehrt erosive Zahnschäden in den zahnmedizinisch-präventiven Fokus geraten.

 

Obst gilt bekannter-maßen aufgrund des hohen Fruchtsäureanteils als erosiv. In der Tabelle sind die pH-Werte von Obstsorten aufgeführt, die in Quetschies Verwendung finden. Die dort aufgeführten pH-Werte schwanken insgesamt zwischen 2,8 und 5,2. Unterhalb eines pH-Wertes von 5,5 aber geht Zahnschmelz in Lösung, geht verloren.

 

Kaumuskulatur wird durch Quetschies nicht gefördert

 

Das Kind soll das Kauen erlernen. Kauen bildet die Kaumuskulatur aus. Eine adäquat trainierte Kaumuskulatur wiederum ist für das Erlernen der Sprache von Bedeutung

 

Die Verbraucherzentrale Niedersachsen führt hierzu aus, Quetschies seien kein Ersatz für „echtes“ Obst, unter anderem weil die Kaumuskulatur nicht wie bei Obststücken gefördert werde. In diesem Zusammenhang wird auch die Befürcht-ung geäußert, dass regelmäßiges Saugen und Nuckeln an den Quetschbeuteln Be-mühungen zuwider laufe, den Kleinkindern das Nuckeln am Schnul-ler abzugewöhnen.

 

 

Machen Quetschies dick

 

Die gesaugten, nicht gekauten Fruchtpürees, die im Vergleich zum frischen Obst ein geringes Volumen innehaben, führen demnach zu einem vergleichsweise geringen Sättigungs-gefühl und damit zum Verzehr größerer Mengen.

 


 

Aus zahnmedizinischen Abwägungen muss daher vor dem regelmäßigen und länger andauernden Gebrauch der Fruchtpüree-Quetschbeutel gewarnt werden.